Das working girl ist spätestens seit den 1920er Jahren Gegenstand einer überbordenden kulturellen Phantasie, die in Filmen, Literatur, Unterhaltungsmusik und Werbung zur Darstellung kommt, aber auch in die zeitgenössischen wissenschaftlichen Diskurse Eingang gefunden hat. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist "working girl" ein allgemein gebräuchlicher Terminus zur Bezeichnung arbeitender junger Mädchen und Frauen, erst seit den späten 1960er Jahren wird er auch in einem engeren Sinn als Slang-Ausdruck für Prostituierte verwendet. Den Terminus "working girl" kennzeichnet jedoch von Beginn an die zentrale Ambivalenz, mit der das Auftreten junger lediger berufstätiger Frauen im öffentlichen Raum verbunden ist: die Ökonomisierung von Liebe und Sexualität auf der einen und die Romantisierung von Arbeitsverhältnissen auf der anderen Seite. Das working girl kann als eine Figur des Dazwischen skizziert werden, die in der gesellschaftlichen Ordnung keinen fest definierten Platz hat. Aus dieser Konstellation ergeben sich unterschiedliche Fragen:
Welche Möglichkeiten gibt es für das working girl, aus seiner Situation Kapital zu schlagen? Wie stellt sich die Verbindung von Ware und working girl narrativ und visuell her, wie stellt sie sich in der Realität dar? Welchen Einfluß hat das working girl als Konsumentin auf die kulturelle Produktion, die ihr das eigene Bild spiegelt? Welche Strategien des �self-fashioning' bieten sich dem working girl unter der Voraussetzung einer zunehmenden optischen Serialisierung und habituellen Normierung durch Medien, Mode und Freizeitkultur? Welche neuen Lebensformen und Beziehungs-Konstellationen werden gelebt, versprochen oder in Szene gesetzt? Welche Rolle spielen weibliche Sexualität und weiblicher Hedonismus für das working girl? Wie verhalten sich Männerphantasie und weibliche Wunsch- und Bildproduktion zueinander? Welche Verschiebungen ergeben sich in einer hierarchisierten Geschlechterordnung, wenn das working girl zur Schaltstelle zwischen Geld und Ware, Rede und Schrift oder Sender und Empfänger wird?